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Im Schlaf beraubt

Leider mussten wir am Freitag aus familiären Gründen für ganz kurz nach etwas südlicher als Barcelona. Fliegen ging aus diversen Gründen nicht, also Donnerstagmittag früher Büroschluss gemacht und 12.30 Uhr los mit dem Campeo auf die Bahn. Fast 1.500 km, manchmal mutt dat.

Der Biorythmus gibt die Ruhepausen nachts vor -gegen 1 Uhr und 4 Uhr sind die Tiefschlafpunkte, an denen die Müdigkeit theoretisch am Größten ist und praktisch gesehen ist sie das bei mir auch. Also gegen Mitternacht in Frankreich an einer Autobahnraststätte raus, die am besten beleuchteste Ecke hinter der Tanke gesucht, dort standen auch jede Menge anderer Wagen und Leute liefen umher. Wagen verriegelt, verdunkelt, ausgezogen und rin in die Koje. Wecker auf 2 Stunden gestellt, dann raus und weiter gehts.

Gegen 4 dann wieder müde, wir waren kurz hinter Lyon, also wieder raus an einer Raststätte. Direkt vor der eigentlichen Tanke waren sechs oder mehr Stromtanksäulen mit Maximalbeleuchtung -taghell. Wirklich sehr hell. Direkt dahinter, also an der Rückseite der Zapfsäulen mit freiem Blick durch diese hingestellt. Vor mir ein Camper. Keine Leute herumlaufen, aber es kann ja jederzeit jemand zum Tanken kommen. Wagen verschlossen, Wecker auf 40 Minuten, das reicht. Nach 20 Minuten wache ich auf und denke: Schau mal auf den Wecker, nicht dass Du verschläfst. Aber es waren noch 20 Minuten Restzeit. Also Augen wieder zu.

Plötzlich laute Schreie meiner Lebensgefähring: "Jemand ist im Wagen!" Ich schrecke auf, schreie erstmal laut irgendetwas, wohl so "He! He!", sehe nichts, schwinge mich über sie rüber, weil ich an der Hecktür lag. Nichts zu sehen. Alles wie immer. Meine Lebensgefährtin am Zittern und Sagen, dass da jemand auf dem Fahrsitz saß. Und sie habe die Tür zuknallen hören -ich hab nichts gehört. Also Klamotten an und zuerst raus geguckt -natürlich nichts zu sehen, war ja schon zu lange her. Ich öffne die Verdunkelungen -nichts zu sehen. Alles wie zuvor. Da: Die orangefarbene kleine Handtasche meiner Lebensgefährtin ist weg. Also hatte sie recht. Jemand war in den Wagen eingebrochen und wollte offensichtlich den vorderen Bereich durchsuchen. Nur, weil ihn das Schreien meiner Lebensgefährtin aufgeschreckt hat, wurde Schlimmers verhindert. In der Handtasche waren zum Glück nur ca. 15-50 €, eine Zweit-EC-Karte, die ich sofort telefonisch habe sperren lassen, eine Museumskarte und ein Stift. Die Ausweispapiere waren zum Glück in der normalen, großen Handtasche hinten bei uns. Und weil er so früh gestört wurde, hat er auch das Iphone in der Ablage über dem Handschuhfach nicht sehen können. Von meinem Portmonnaise mit allen Karten, Ausweisen und Autopapieren in der Ablage über der Fahrertür ganz zu schweigen.

Meine Lebensgefährtin meinte, sie habe es erst komisch rascheln hören, an ihrer Beifahrerseite, als würde Papier rascheln. Sie habe aber nicht gehört, wie die Fahrertür aufging. Sie habe dann später eine dunkle Gestalt auf dem Fahrersitz gesehen, die sofort aus dem Auto sprang, als sie anfing zu schreien.

Unser Campeo hat die seitlichen Fensterverdunkelungen aus Papier. Am nächsten Tag im Hellen konnte ich dann an beiden Türseiten vorne rechts neben dem Fenstergummi seitlich unten mehrere Gummiabriebspuren finden. Ich dachte zuerst, es wären Kratzer und habe sanft gewischt. Ließ sich wegwischen. Für mich ist daher klar: Zuerst hat der Einbrecher es an der Beifahrertür versucht, denn dort waren die Gummiabriebspuren auch. Es wurde mit einem Werkzeug wohl unter das Fenstergummi hindurch versucht, die Türverriegelung zu öffnen. Da hier die Papierverdunkelungen sind, hat meine Lebensgefährtin es rascheln gehört. Warum dann die Beifahrertür nicht geöffnet wurde -keine Ahnung. Vielleicht von einem einfahrenden Auto gestört. Keine Ahnung. Dann rüber zur Fahrerseite, hier waren exakt an derselben Stelle dieselben Spuren. Und dort wohl erfolgreich eingebrochen.

Nach Wegwischen der Gummireste sieht man nichts mehr. Ich habe auch nichts gehört. Und eigentlich schrecke ich schnell auf bei unbekannten Geräuschen.

Das Komische war, dass ich es irgendwie geahnt habe. Beim ersten Stop um 12 Uhr bin ich nochmals aus dem Bett aufgestanden, habe mein Portmonnaise, was in der Türverkleidung steckte, damit ich es zum Tanken schnell zur Hand habe, heraus genommen, und zu meiner Lebensgefährting gesagt, man weiß ja nie, ob nicht mal was passiert. Wirklich komisch.

Zum Glück ist nicht mehr passiert. Der finanzielle Verlust ist gering, der Schock schnell vergangen. Ich hatte schon öfter davon gelesen, aber bis man nicht selbst betroffen ist, ist es halt anders. In keinem Fall waren Personen bisher angegriffen worden, auch bei uns war der Täter sofort raus geflüchtet. Daher sitzt der Schock auch nicht wirklich tief. Es geht immer nur ums schnelle unbemerkte Geld.

Ich werde also in Zukunft beim Parken nachts dann doch ein Gurtband, von denen ich sowieso immer mehrere im Auto habe, durch die Griffe in den Vordertüren ziehen und beide Türen damit verbinden. So kann keine Vordertür geöffnet werden, auch wenn die Zentralverriegelung geknackt wird. Und obwohl ich nicht glaube, dass jemand durch die Schiebetür kommt, diese auch verkeilen. Das geht alles schnell und man ist dann sicher.

Solche Erfahrungen braucht man nicht. Aber tatsächlich gesehen ist das Problem wohl so groß, dass in Südspanien auf Autobahninformationsbücken gewarnt wird, Fremden nicht zu glauben oder zu vertrauen, insbesondere nicht, wenn eine Reifenpanne behauptet wird. Das ist dort wohl ein sehr gängiger Trick, um Autofahrer zum Halten zu bringen und währen einer sich dann unterhält durch andere den Wagen ausräumen zu lassen...

 

Das Foto ist dann an dem Campingplatz Beau Rivage, Méze, am Etang de Thau, entstanden, wo wir Freitag auf Samstag übernachtet haben -auf der Rückfahrt.

 

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