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Endlich: Segeln

Es ist mehr Wind als erhofft, heute morgen. Ich werde früh wach und lege schon gegen halb Acht in Urk ab. Hinter dem Hafen sind die Segel schnell gesetzt, 8-12 kn wahrer Wind. Eine kleine Ecke um die Gefahrtonne und schon geht es gerade Richtung Windradreihe. Der Motor ist aus, bei dem Winkel sind es 8-14 kn scheinbarer Wind. Genug für 5+x kn Fahrt. Endlich segeln. Boundless läuft ruhig und unaufgeregt und verneigt sich nur hin und wieder bei einer Bö ein wenig. Außer ein paar großen Frachter bin ich alleine. Zwischen den Windradreihen genieße ich die höher steigende Sonne. Das Boot läuft von selbst. Der Autopilot tut, was er soll, die Segel sind im Trimm perfekt. Ich kann die Seele baumeln lassen und den Wind an mir vorbei ziehen. Die Zeit steht still. Es ist einer der perfekten Segelmomente. Hinter der großen Ecke geht es dann etwas höher an den Wind. Damit wird der scheinbare Wind stärker, bis 14 kn stehen an. Das macht sich sofort in der Geschwindigkeit bemerkbar. Diese klettert jetzt mehrfach deutlich über 6 kn, bis an die 6,3 kn. Das alles mit kleiner Selbstwendefock und 1,27 m Tiefgang. Nichts, was die Idylle stört. Nach dreieinhalb Stunden perfekten Segelns bin ich an meinem Liegeplatz. Schöner hätte es nicht sein können.

Aber das Wochenende hatte eigentlich suboptimal begonnen. Auch ein relativ neues Boot gibt laufend neue Aufgaben auf. Hier ist es der mehrfach ausgefallene Autopilot. Besser: Hin und wieder gehen die nebeneinanderliegenden Instrumente für Wind und Autopilot einfach aus. So, als fehlte der Strom. Ich hatte zunächst gedacht, ein Netzwerkstecker sei nicht richtig eingesteckt. Das war ein Trugschluss. Dieses Mal hatte ich etliche Backbone- und Netzwerkkabel nebst zweier Verbindungsleisten dabei, um das Netzwerk im Heckbereich umzustricken, das bisher aus einer Mischung von Raymarine und Simnet-Verteilerleisten besteht. Die haben keine Kontermutter, so dass sich die Kabel lösen können und dann nicht einfach zuzuordnende Fehler verursachen. Aber wie das so ist, habe ich bei der Länge des ersten Backbonekabels von der Naviecke in die Backkiste das Auf und Ab des Kabelweges durch das Bad falsch geschätzt. Das 3m-Kabel ist zu kurz. Aber zwei 3 m Kabel mit Verbindungsleisten und losem 3 m Netzwerkkabel zum Autopiloten lose durch den Salon gehen zum Testen. Und dann wird es erstaunlich: Bisher führt ein Netzwerkkabel in das Windinstrument und von dort dann weiter in das Autopilotdisplay. Aber beides bleibt auch mit neuem Netzwerkkabel dunkel. Dann direkt Netzwerk an Autopilotdisplay -geht sofort. Kabel direkt an Windinstrument ohne Verbindungskabel zum Autopilotdisplay -geht sofort. Verbindung beider Instrumente mit neuem Kabel -beide Instrumente gehen nicht. Also ist tatsächlich im Windinstrument die Anschlussweiterleitung des Netzwerkes defekt.

Ich schließe je ein eigenes Netzwerkkabel an die Instrumente, so geht alles. Es ist fast Mittag, als ich vom Liegeplatz weg komme. Der Wind weht schwach, aber immerhin. Ich studiere die Wettervorhersage und beschließe nach Urk zu segeln. Das heißt die letzte Stunde Motoren, aber dafür heute dann passender Wind. Und genau das hat sich bestätigt.

Vor Urk treffe ich erstmals auf eine Ruderregatta -ein toll gemischter Haufen. Männlein und Weiblein in einem und auch in getrennten Boote mit 6, 8 oder 10 Rudern. Tolle Farben und die Wettervorhersage bleibt zum Glück falsch: Keiner der angesagten Schauer stört. Vor der Hafeneinfahrt empfängt mich ein Regattaboot und bittet mich, 15 Minuten zu warten, bis das letzte Boot zurück im Hafen ist. Macht man doch gerne. Damit auch die Ruderer ihr perfektes Erlebis haben.

Ein rundum erfülltes Wochenende geht zu Ende. So kann es weiter gehen. Nur wärmer bitte.

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