Langes Wochenende -was tun? Ein Blick auf waddenhavens.nl offenbart: Terschelling ziemlich voll, Texel deutlich weniger. Also auf nach Texel. Langes Super-Tele eingepackt, um ein paar Vögel zu
fotografieren und auf die Tide geguckt. Für Texel optimal, für Start Lemmer nicht wirklich. Aber dann gehts halt um 3.30 Uhr aus dem Bett und um 4 Uhr los. Dann sollte ich gegen 09.30 Uhr
in Den Oever an der Stevinsluis sein. Kurz vor Hochwasser, um mit ablaufendem Wasser dann bisTexel gezogen zu werden, mit ein wenig Gegenstrom dann bis zum Hafen.
Der Mensch lebt in der Theorie. Die Wahrheit war dann morgens um 4 Uhr dunkel. Sehr dunkel. Aus der Box kein Problem. Langsam, ganz langsam raus -die Distanzen kennt man blind, und die Kopflampe
schafft problemlos 4 m rechts und links vom Boot -das war einfach. Die Boxengasse entlang war schon deutlich dunkler. Dass die Hafeneinfahrt nicht beleuchtet ist, viel mir jetzt erst auf. Aber
dass die lange Fahrwasserstrecke bis Beginn offenes Ijsselmeer, also wo die Windradreihe anfängt, so wenig beleuchtet Tonnen hat -blöd. Also gaaaaanz langsam 2-3 kn. Das Problem: So früh im Jahr
sind feine Tropfen in der Luft. Ich konnte zwar ohne Lampe das Ufer links erkennen, aber keine Tonnen. Und die starke Taschenlampe, die ich natürlich habe, half wenig, weil die feinen Lufttropfen
das Licht reflektierten. Lesson lerned. Die Tonnen habe ich nur aufgrund des Plotters geortet und dann mit der Taschenlampe erst unmittelbar davor gesehen oder wenn sie schon neben mir waren.
Auf Höhe des ersten Windrades sehe ich dann weit auseinandergezogen ein grünes und ein rotes Licht -aha, Fahrwassertonnen. Aber was macht das weiße Licht dazwischen -ein langer Frachter schob sich lautlos mir entgegen. Auch auf dem AIS nicht durchgängig sichtbar. Aber kein Problem, die Distanz stimmt. Die Fahrwassertonnen im übrigen waren jetzt in Kombi mit dem Plotter gut definierbar, also rauf auf Marschgeschwindigkeit 5 kn. Wind war wie vorhergesagt keiner -2 Knoten im Schnitt, dann noch von gegenan. Ich genoß die Wärme im Salon, wo während des Motorens mein Wärmetauscher beste Arbeit lieferte. Dann hob sich die Dunkelheit und ich frühstückte erst einmal. Aber mit dem ersten Licht kam dann der Nebel. Sicht etwa 50-100 m. Also Radar an. Einfach gut, wenn Technik funktioniert, wenn man sie braucht. Selten genutzt, zuverlässig da. Die Wifi-Verbindung Plotter zu Radar ist perfekt. Deutlich zeichnen sich die Fahrwassertonnen auf dem Radarbild ab, Land ebenso. Aber die Anspannung ist groß, weil ich aus Tagversuchen weiß, dass nahe Schiffe teilweise gar nicht erfasst werden.
Nach 30-60 Minuten ist der Spuk vorbei. Eine gute Stunde zu früh bin ich in Den Oever und habe das Glück zeitgleich mit zwei anderen Yachten direkt in die Schleuse zu kommen. Kein Warten, hinter mir geht das Tor direkt zu. Fast Hochwasser heißt, es geht hoch auf in der Schleuse. Also die Mittelleine mit dem Bootshaken über den Poller ganz oben auf der Mauer gelegt und entspannt geschleust. Mittlerweile ist etwas Wind aufgekommen. Nicht viel, 6-9n kn, W/SW, aber hinter der Schleuse bereite ich das Groß vor, während sich etliche Fischerboote uns entgegen kommend in den Hafenvorbereich schieben. Die Sonne kommt heraus und obwohl der Hauptvortrieb weiterhin vom Motor kommt ist es einfach toll, die Segel raus zu haben. Teilweise helfen sie mit fast einem Knoten -oder ist das doch die Strömung? Egal. Die Sonne kommt unverhofft heraus und es sind tolle gute zweieinhalb Stunden, die sich bis Texel genießen lassen. Krabbenfischer und jede Menge von Texel kommende Segelboote bieten tolle Anblicke. Bis auf das Texel weit überragende Kreuzfahrtschiff, was direkt vor der Einfahrt Oudeschild liegt. Mitten im Fahrwasser verankert.
Gegen 11.45 Uhr bin ich fest im Hafen, bei freier Liegeplatzauswahl. Das ist am späten Nachmittag dann anders -der Hafen wird voll und die Boote werden vom Hafenmeister am Stegende ins Päckchen gelegt.
Ich lasse den Tag ausklingen und gehe früh ins Bett -3.30 Uhr Aufstehen fordert seinen Tribut.
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