Manchmal gibt es ganz besondere Überraschungen. Wie letztes Wochenende. Die erste schlechte Überraschung: Meine LiFEPO4 gibt keinen Strom mehr ab. Nach einigem Prüfen mit spezieller App vermute ich: Die vierte Zelle hat ein Problem. Sie hat etwas niedrigere Werte, als die übrigen Zellen -zu niedrig? Keine Ahnung. Auch kurzes Aufladen mit Motor funktionierte nicht. C'est la vie.
Es war heiß und wenig Wind angesagt. Samstagmorgens dann ein typischer Herbstmorgen: Viel Nebel rundherum, ein skurril schöner Anblick, ruhig, entspannt. Also in Ruhe eingekauft und dann den
Code0 vorbereitet. Für den Parasailor stimmte die Windrichtung nicht. Dafür ließ nach dem Frühstück der Nebel nach -also raus auf dem Hafen, Sicht ca. 1 sm. Hier der erste Härtetest: Trotz
laufenden Motors reichts nicht für die E-Winsch. Also zum ersten Mal das Groß per Hand gesetzt. Geht auch. Langsam und besinnlich, aber unter Motor, fahre ich aus der Zufahrt heraus. Hinter der
Schleuse dann den Code= gesetzt und langsam des Weges getrieben. Bis zur Abbiegung Richtung Urk war der Wind einfach zu schwach, um nur zu segeln. Danach reichte es, um mit 2,5 - 4 kn in
zunehmender Hitze Richtung Urk dahin zu gleiten. Den Motor im Leerlauf, damit die Technik funktionert. Ganz entspannt eine genussvolle Zeit. Dann auf einmal: Null Sicht. Binnen einer Minute kann
ich das ca. 20 m seitlich segelnde Boot nicht mehr erkennen. Kurz darauf ist die Sicht ganz weg. Vielleicht bei 5 m -die Anspannung steigt. Sofort mache ich (sinnlos) Navilichter an, schalte das
Radar ein und hole meine Handtröte. Ein kurzer verunsicherter Blick ins Internet: Welche Schallsignale gibt denn ein Segelboot bei Nebel? Einmal lang für Motorboote ist mir klar. Aha: Einmal
lang, zweimal kurz, alle 2 Minuten. Na denn. Kurz darauf höre ich ein zweites Signal -offensichtlich von dem zweiten Boot, das neben mir war, jetzt deutlich hinter mir. Ich vertraue dem Plotter,
kontrolliere mit dem darüber gelegten Radarbild und bin froh, dass es so langsam geht. Richtig gespentisch taucht irgendwann ein Flügel eines Windrades neben mir auf und verschwindet ebenso
schnell wieder. Voll angespannte blicke ich ins weiße Nichts. Auf dem Plotter sehe ich am AIS, wie das zweite Boot durch die seitliche Windradreihe mehr Abstand vom Land nimmt. Die Zeit scheint
still zu stehen, so wie die weiße Masse um mich herum. Unnahbar, alles in sich aufnehmend. Nach ca. 15 Minuten ist der Spuk vorbei. Ebenso schnell, wie gekommen, verflüchtigt sich der Nebel. Die
Sonne ist sofort wieder da und heizt weiter schnell auf. Mitten im September gehen wir der 30°-Marke entgegen. Zum Glück ist wenigstens ein bißchen Wind!
Ich bin am späten Mittag in Urk. Genau so, um den letzten Liegeplatz an der Seite zu ergattern. Dann lege ich mich erst einmal hin -zu heiß, um aktiv zu sein. Bis ich leichtes Schaukeln spüre und
leise Worte. Ich schaue raus und sehe... Meinen Stegnachbarn, der mit Sohn und zwei Freunden gerade an mir fest macht. Was für ein Zufall. Sie sind eine Viertelstunde nach mir raus...
Das heißt dann Sonntag Regatta zurück. Er hat einen Hanse 341, älter, aber bekannt nicht langsam. Hinter dem Hafen gewinne ich einen kleinen Vorsprung, als ich eher seitlich abbiege. Aber wir müssen beide bis zur Gefahrtonne motoren, von der aus man gerade auf die Windradreihe blickt. Jetzt raus mit dem Code0 und schauen, was passiert. Da ich mich ungern überholen lasse entschließe ich mich, auf die Instrumente zu verzichten und mache den Motor aus, damit der Faltpropeller nicht bremsend mit dreht, sondern sich strömungsgünstig wegfaltet. Ein klassisches Eigentor. Jetzt ist der Faltpropeller gefaltet, aber ich hatte nicht im Blick, dass ohne Instrumente ja auch der Autopilot nicht geht. Also ein paar Stunden Handsteuerung. Na ja, besser als eingeholt zu werden... Obwohl mein Nachbar nur seine normale Genua hat, deutlich kleiner als der Code0, und nicht viel Wind ist, vergrößert sich der Abstand nicht sichtbar. Ich stutze. Eigentlich müsste ich deutlich schneller als er sein... Dann die Kurve auf die Zielgerade nach Lemmer. Jetzt ist der Winkel härter am Wind, der scheinbare Wind damit stärker und sofort zieht die Mehrfläche. Der Abstand wird umgehend größer. Und immer, wenn es kurz aufbrist, ein weiteres Stück. Nach 4 Stunden grüßt der Heimathafen wieder. Und wieder mit sengender Hitze. Aber es war ein tolles Segeln bei großartigem Wetter. Schnell noch die Batterie ausgebaut und ab nach Hause. Ob ich nächstes Wochenende wieder Segeln kann, hängt davon ab, wie schnell ich die Batterie wieder bekomme. Wir werden sehen.
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